Trinkgeld in der Weihnachtszeit: Bist Du auch zum Geizkragen geworden ? Wieviel gibst Du noch ???
- Redaktion
- 3. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Zehn oder zwanzig Prozent, wenn es schmeckt? / Zwei Millionen Deutsche rücken kein Trinkgeld mehr heraus
Die Tische sind gedeckt, die Restaurants füllen sich – manche zum letzten Mal. Vorweihnachtszeit – das ist auch die Zeit der Familienessen und Firmenfeiern. Sich bedienen lassen, Leckeres mampfen, wieder bestellen und sich noch einmal bedienen lassen – für die Gäste nur das Beste. Doch wenn die Rechnung kommt- bist Du dann auch großzügig? Wie hoch ist Dein Trinkgeld? Mehr oder weniger als früher? Der Trend ist leider eindeutig: In diesen Krisenzeiten sind die Trinkgelder spärlicher geworden. Die Zeche dafür zahlen Kellner und Kellnerin.
„Hallo, Herr Ober!“ Ich kenne seinen Namen nicht, deshalb der altertümliche Ruf, den ich selbst eigentlich gar nicht mehr verwenden wollte. Wie auch immer, der „Herr Ober“ ist schnell zur Stelle, viel zu tun hat er an diesem Abend in dem Bremerhavener Fischrestaurant nicht. Um neun Uhr abends zählen wir zu den letzten Gästen. Zweimal Nordsee-Scholle mit Kartoffelsalat und Extra-Salatteller, dazu ein Mineralwasser und ein großes Alster – macht zusammen 43,80 Euro. Und schon rattert es im Kopf des Gastes mit dem vollen Magen: Was gibt er? Es war durchaus lecker, Trinkgeld ist seit Generationen auch eine Anerkennung für gutes Essen und freundliche Bedienung. Also 45 Euro – 1,20 Euro mehr als auch der Rechnung steht. Das ist nicht viel, mindestens zehn Prozent des Rechnungsbeitrages sollten es schon sein. Also gleich aufrunden auf 50 Euro – das halte ich für fair und rücke meinen einzigen 50-Euro-Schein raus. Alles in allem sind es sogar mehr als zehn Prozent. Oder hätte ich gleich fünfzehn Prozent geben sollen? Oder 20 Prozent, um nicht den Eindruck eines nordischen Geizkragens hinterlassen? Schwierige Frage und für herausfordernde Mathe-Aufgaben bin ich nach dem Essen zu ermattet.

Die Zahlen sind ohnehin eindeutig: Weil immer mehr Kunden sparen wollen, geben viele weniger Trinkgeld. Zwei Millionen Deutsche rücken überhaupt kein Trinkgeld heraus, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts You Gov. Zwar speist nach dieser Umfrage gut die Hälfte des Bundesbürger (genau: 52 Prozent) nach wie vor im Restaurant. Doch was sie dann da lassen, ist weniger geworden – sowohl beim Verzehr als auch beim Trinkgeld. 3 Prozent von ihnen zahlen überhaupt kein Trinkgeld. Weitere dreizehn Prozent rücken bei einer Rechnungssumme von 50 Euro nur „unter zwei Euro“ als Trinkgeld heraus – was nur vier Prozent der Rechnungssumme entspricht.
Dabei befindet sich die Gastronomie ohnehin seit Monaten in einer schweren Krise: Steigende Energiekosten, die Rückkehr von 19 Prozent Mehrwertsteuer statt sieben Prozent, Mitarbeitermangel, Anhebung des Mindestlohnes, geizige Gäste – diese Weihnachtssaison ist für etliche Betriebe wohl die auch die letzte.
15.000 Betriebe sind von der Pleite bedroht. Fast jeder von uns kennt leerstehende Restaurants in der Nachbarschaft, die Türen geschlossen, es hat sich nicht mehr gelohnt. Damit stirbt auch ein Stück Esskultur – nur großen Ketten, Imbisse im Selbstausbeutungsmodus und sündhaft teure lukullische Luxus-Tempel bleiben eines Tages übrig.
Mit Deinem Trinkgeld wirst Du diese vertrackte Lage nicht ändern können. Aber Trinkgeld bleibt eine Anerkennung für gute Arbeit. Also: Mindestens zehn Prozent sollten es schon sein, 20 Prozent sind auch nicht zu viel. Wer mit Essen oder Bedienung nicht zufrieden ist, sollte sich allerdings das Trinkgeld sparen – es ist keine Selbstverständlichkeit. Wer länger als dreißig Minuten auf das bestellte Essen wartet ,muss Koch der Kellner nicht auch noch belohnen. Am besten: den Ärger offen ansprechen. Damit es beim nächsten Mal besser klappt.
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