Bye,bye mit dem Hype? Warum die Dubai-Schokolade plötzlich in Verruf geraten ist
- Redaktion
- 12. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Untersuchungen : Schimmpilz entdeckt/ Wer darf die Schokolade überhaupt verkaufen?
Aus und vorbei? Hat sich der Hype um die Dubai-Schokolade schon erledigt? Wer will schon eine Schokolade kaufen, in der bei Stichproben teilweise Schimmelpilzgifte entdeckt werden und dafür auch noch viel Geld ausgeben? Und jetzt wird die Lage um die Hype-Schokolade noch komplizierter. Ein neues Urteil verhagelt deutschen Händlern das Geschäft.
Der Hype hat bisher zu absurden Preisen für eine Tafel Schokolade geführt. Von 3,29 Euro für 100 Gramm (Lidl) bis zu 60,00 Euro in der Box (Kaufland, dort gibt es aber auch wesentlich günstigere Angebote). Bei Angeboten im Netz werden sogar noch höhere Preise verlangt. Dabei liegen die Materialkosten nach Berechnungen von Lebensmitteltechnikern lediglich bei 1,96 Euro pro 100 Gramm. Andere Quellen melden bei der eigenen Herstellung der Pistazien-Tafel Kosten von 6,12 Euro.

Für die professionellen Hersteller der Schokolade auf jeden Fall ein Super-Geschäft – solange die Nachfrage anhält.
Absurd: der Hype um die „Dubai-Schokolade“ führte bereits zu Straftaten. In der Bremer Lloyd-Passage wurde bei einem Einbruch in einer in einer Weihnachtsbude gezielt die Trend-Schokolade erbeutet. Nach Angaben derr Standbetreiberin liegt der Wert der dabei gestohlenen Hype-Schokoladen bei rund 3.000 Euro. Die Diebe hatten offenbar Heißhunger. Noch in der aufgebrochenen Weihnachtsbude riss der Dieb drei Tafeln auf und ließ nur die leere Verpackungen zurück.
Warum dieser Hype – jedenfalls bislang? Wer sich dafür begeistert, wolle seinen Wohlstand und sein Insiderwissen ausdrücken. So lautet jedenfalls die Erklärung von Dr.Janine Steinmetz, Professorin für Konsumentenpsychologie. Über ihre Erkenntnisse berichtete die „Welt“.
Doch nun ist alles anders. Das Landgericht Köln hat entschieden: Dubai-Schokolade muss aus Dubai kommen. Sonst darf sie bei uns nicht unter diesem Label verkauft werden. Begründung des Landgerichtes: „Der Durchschnittsverbraucher entnimmt den Angaben Dubai-Schokolade … die Aussage, dass die Schokolade in Dubai hergestellt sei“. Nach Angaben von „Bild“ wurde der bekannte Schoko-Hersteller „Lindt“ deshalb bereits abgemahnt. Zwar steht die Hauptverhandlung noch aus, doch nun haben die Schoko-Importeure einen klaren Wettbewerbsvorteil: Nur sie können die Hype-Schokolade anbieten und teuer verkaufen.
Ob das wirklich eine gute Entwicklung ist? Denn erstmals sind importierte Proben bei Tests staatlicher Lebensmittelprüfer negativ aufgefallen. Das Verbraucherministerium in Stuttgart warnt sogar vor Betrug und Gefahren für die Gesundheit. Das Ministerium beruft sich bei seiner Warnung auf die Ergebnisse von Tests des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart (CVUA). "Von Betrug bis Gesundheitsschädlichkeit wurde in den ersten Importproben von Dubai-Schokolade alles gefunden", kritisierte Baden-Württembergs Verbraucherminister Peter Hauk (CDU). In acht von acht Proben seien Verunreinigungen, Farbstoffe, Allergene und Fremdfett festgestellt worden. Die Behörde nannte dabei aber keine Produktnamen oder Hersteller. Wichtig: es handelte sich um importierte Schokoladen, nicht um die aus Deutschland oder Europa. Ist es nicht auch naiv, bei einer Schokolade aus dem Nahen Osten, die im Netz angeboten wird, davon auszugehen, hier würden automatisch die strengen deutschen Lebensmittel-Bestimmungen eingehalten?
"Die Ergebnisse sind sehr bedenklich", sagt der Verbraucherminister. Konkret: In fünf Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war demnach Fremdfett statt echter Schokolade enthalten. In den drei Proben aus der Türkei fand das beauftragte Labor nicht deklarierten Sesam, der insbesondere für Sesam-Allergiker gefährlich sein könne. Fast alle Proben hätten mit künstlichen Farbstoffen einen höheren Anteil an hochwertigen Zutaten vorgetäuscht. Wo "Dubai-Schokolade" draufstehe, müsse auch echte Schokolade mit hochwertigen Zutaten ohne Verfälschungen oder Verunreinigungen drin sein, forderte der Minister.
Bei einem stichprobenartigen Screening seien in einer Probe mit Pistazienfüllung hohe Anteile an Schimmelpilzgiften, vor allem sogenannte Aflatoxine, festgestellt worden, sagte Hauk. Der Verdacht auf eine Aflatoxin-Höchstgehaltsüberschreitung habe sich bestätigt. Aflatoxine wirken stark leberschädigend. Die Ware sei bis zur endgültigen Ergebnisermittlung gesperrt. Baden-Württemberg will jetzt weitere Untersuchungen anordnen, auch die Verbraucherzentralen sehen den Dubai-Hype mittlerweile kritisch. Bayern hat ebenfalls Untersuchungen angekündigt.
Und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kam nach seinem ersten Biß in eine Dubai-Schokolade zu der Erkenntnis: „Schmeckt nicht“.

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