Oben ohne im Freibad: Heiß, heisser, Kulturkampf?
- Redaktion

- 16. Apr. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Was Badegäste jetzt dürfen und was nicht/ Die Bademeister werden es ausbaden müssen/ Polizeieinsätze am Beckenrand
Der Beginn einer neuen Freiheit oder das Ende von Ruhe und Erholung? Das wird jedenfalls ein heißer Sommer, im doppelten Sinne: In immer mehr Freibädern fallen die Hüllen. Oben ohne auch für Frauen am Beckenrand – dieser Trend ist in den nächsten Wochen nicht mehr zu stoppen. Was sind die Folgen, wenn die Bikinis fallen?

Bremen, Köln, Göttingen, Hannover, Siegen- die Liste der Städte die oben ohne in ihren Freibädern erlauben wollen, wird zum Start der neuen Badesaison immer länger. So werde auf eine „gesellschaftliche Entwicklung reagiert“, teilte eine Sprecherin der Kölner Stadtverwaltung mit. “Brust raus“, titelt die Bild-Zeitung. Dortmund verbietet dagegen nackte Brüste im Schwimmbad, in der Nachbarstadt Bochum sind sie ab sofort erlaubt.
In anderen Städten wie Bremerhaven ist eine entsprechende Änderung der Bade-Ordnung noch kein Thema – noch.
Und es stellt sich ohnehin die Frage, ob Frauen, die halbnackt schwimmen wollen, überhaupt auf eine Neufassung der Badeordnung angewiesen sind - so genau sind die Regeln nämlich nicht. Denn vorgeschrieben ist nur, dass Badekleidung getragen werden muss – von Männern und Frauen. Doch von Oberteilen für die weiblichen Badegäste ist nicht ausdrücklich die Rede. Unten ja, oben nur wer will? Oben ohne – das ist kein Verstoß gegen bestehende Gesetze und kann folglich nicht bestraft werden.
Der Aufruhr begann im letzten Jahr. Und im Nachhinein ist es erstaunlich, dass das Bikini-Gebot so lange akzeptiert wurde. Hatte die Frauen-Bewegung da etwas vergessen? Oder waren es die wichtigeren Themen, die halbnacktes Baden bis dahin an den Beckenrand verdrängt hatten?
Kurz vor Ende der Badesaison 2022: In einem Berliner Freibad löst eine junge Frau noch einen Polizeieinsatz aus, weil sie auf ihr Oberteil verzichtet. Die Polizei führt sie ab. Fast zur gleichen Zeit in Bremen: Im Freibad des Stadtteils Horn demonstrieren Dutzende Frauen für die Gleichberechtigung beim Baden. Gemeinsam nutzen sie die Wasserrutsche. Auf ihren Schildern steht: „Free All Nipples“ und „All Boobs are beautiful“. Bei ihrem Einsatz hatte die Bremer Polizei leichtes Spiel: alle Frauen ohne Bikinis sind verdächtigt und können deshalb schnell ermittelt werden. Insgesamt registriert die Polizei 28 Teilnehmerinnen ohne Bikinis. Die Beamten leiten anschließend Ermittlungen wegen „des Durchführens einer nicht angemeldeten Versammlung“. Also ausdrücklich nicht wegen des Verzichts auf ein Oberteil.
Und in dieser Badesaison? Was passiert, wenn immer häufiger die Hüllen fallen? Werden mehr Spanner angelockt? Wie reagieren moslemische Badegäste, die in manchen Freibädern in der Mehrheit sind? Werden Eltern ihren kleinen Kindern mehr erklären müssen, wenn die zum ersten Mal fremde Brüste sehen? Und wie wird mit den Gästen umgegangen, die diesen Anblick lieber nicht sehen wollen.
Da werden die Bademeister einiges ausbaden müssen. Doch das Rad der Geschichte wird auch in den Freibädern nicht aufzuhalten sein. Auch, wenn es mal ins Wasser fällt.



















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