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Meine Begegnung mit Gorbatschow

Anläßlich des Todes des ehemaligen Staatspräsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, erinnert sich der Gründer von SPARFISCHXXL an seine Begegnung mit dem ehemals zweitwichtigsten Politiker der Welt.



September 1992. München, ein Nobelhotel. Michail Gorbatschow hält Hof. Sein erster Deutschland-Besuch nach seinem Rücktritt als Generalsekretär der KPdSU und als letzter Staatspräsident der Sowjetunion. Gorbatschow soll als Gast zu Stern TV. Ich bin mit einem Kamerateam vor dem Hotel. Ob wir reinkommen? Angemeldet sind wir nicht.

Ein Fiat Panda stoppt vor dem vornehmen Hotel. Es steigen aus: Filmemacher Alexander Kluge und ein langhaariger Begleiter, mutmaßlich ein Film-Student oder dergleichen. Aus dem Kofferraum zerrt der Student eine U-Matic-Kamera-Ausrüstung, schon damals ein Relikt der Fernsehgeschichte und technisch längst überholt. Kluge packt nicht mit an, muss er ja auch nicht. Er ist seit den 60iger Jahren ein Guru in der Intellektuellen-Szene.

Kluge hat offenbar eine Einladung. Jedenfalls marschiert er entschlossen durch den Haupteingang des Hotels, Student und U-Matic hinterher. Ich und unser Kameramann dann auch, schließlich sind wir alle eine große Gemeinde der Fernsehschaffenden.

Der gemeinsame Weg führt in einen ziemlich kleinen Konferenzraum mit einem großen Gewusel auf geschätzt 15 Quadratmetern. Offenbar Mitarbeiter von Gorbatschow, dazu Journalisten, Bundeskriminalamt und wer nicht noch alles – und alle selbstverständlich sehr, sehr wichtig. Gorbatschow –er ist er tatsächlich anwesend. Sitzt in der Ecke auf einem dieser typischen, altmodisch-häßlichen Hotelsessel. Gegenüber ein zweiter Sessel, noch leer.

Filmemacher Kluge redet auf einen Anzugträger ein, der – das ergibt mein kurzfristiger Lauschangriff – die Termine für die Interviews mit Gorbatschow koordiniert. Ich melde mich auch an, kein Problem. Nach mir soll Sigmund Gottlieb folgen, bis heute unvergessen für seine Treue zur CSU beim Bayerischen Rundfunk. Mister Ganz Wichtig.

Was um Himmels Willen soll ich plötzlich den einst zweitwichtigsten Mann auf dieser Erde fragen? Nichts vorbereitet, das geht oft gut, aber auch bei Gorbatschow? Und warum überhaupt soll ich ihn irgendwas fragen, vor laufender Kamera?

Das ist eher Sache des Moderators unseres geschätzten Fernsehmagazins. Günther Jauch wohnt damals noch in München und könnte ja mal eben vorbeikommen. Ich rufe ihn an. Doch er hat leider im Moment keine Zeit, wünscht mir aber Glück und Erfolg.

Noch vor Kluge und Gottlieb bin ich dran. Interview mit Gorbatschow – der sieht mich kaum an. Umso kritischer schaut der Spezi vom Bayerischen Rundfunk. Keiner darf länger als fünf Minuten, Gottlieb schaut immer wieder auf seine Armbanduhr. Wehe, da überzieht jemand.

Und nun meine erste Frage an den früheren Staatspräsidenten der einst mächtigen Sowjetunion: Ist er eigentlich noch Kommunist? Wer sich von einem russischen Politiker oder Amtsträger eine schnelle Antwort erhofft, wird nach meinen beruflichen Erfahrungen stets enttäuscht. Die Russen antworten ausschweifend, bedanken sich zunächst mit gleich zwei, drei Sätzen für die Fragestellung, um dann bis zum Schluss ihres Satzbaus doch nicht konkret zu antworten. Immerhin, Gorbatschow betrachtet sich, wenn die Übersetzung stimmt, inzwischen eher als Sozialdemokrat denn als Kommunist. Tja, er wäre nicht der Erste.

Meine zweite Frage habe ich jetzt, dreißig Jahre nach dieser Begegnung, leider vergessen. Nur so viel: sie wird sehr wichtig gewesen sein, seine Antwort vielleicht auch, vielleicht auch nicht. Schon waren die fünf Minuten um und der Wichtigtuer vom Bayerischen Rundfunk durfte endlich mit seinem verkniffenen Gesicht den Ex-Staatspräsidenten langweilen.

Einige Monate später war Michail Gorbatschow tatsächlich Gast bei Stern TV. Sein erstes Live-Interview im deutschen Fernsehen, leider ziemlich dröge, seinem Antwort-Stil blieb er nämlich treu. Das war schlecht für die Quote.“Gorbi“, wie er übrigens nur in Deutschland genannt wurde, war und ist zweifellos eine wichtige Person der Zeitgeschichte. Aber die Geschichte hatte dann ohne ihn weitergemacht.

Hinrich Lührssen


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